Kriegs-Bilder vom Zürichsee

 von E. Stauber 1904

 

Das vergangene neunzehnte Jahrhundert hat das Leben auf dem lieblichen Zürichsee wiederholt und wesentlich umgestaltet. Den lebhaften Verkehr zwischen Stadt und den Seegemeinden und der letzteren unter sich vermittelte Jahrhunderte lang die Schiffahrt mit Kahn- und Frachtschiff. Da zogen die Dampfschiffe seit den Dreissigerjahren denselben immer mehr an sich, erhielten aber bald in der linksufrigen Eisenbahn einen scharfen Konkurrenten, der schliesslich mit der rechtsufrigen Bahn die einst blühende Schiffahrt nahezu lahm legte; beide beliessen ihr nur noch eine bescheidene Bedeutung, so dass das schöne, uferbekränzte Becken oft eine recht einsamen Eindruck gewährt.

Das neunzehnte Jahrhundert beraubte den See aber auch romantischer Kriegsgestalten, die während vielen hundert Jahren demselben gelegentlich ein eigenartiges Gepräge verliehen und die sich nur ins zweite Jahrzehnt im neunzehnten Säkulum retten konnten:  die Kriegsschiffe, die ehedem eine stattliche Flotte bildeten.

So anmutig und friedfertig heute die plaudernden Wogen des Sees kosen, so rauh und herbe ertönte einst der Lärm der Waffen und Donner der  Geschütze von den Kriegsschiffen, die sein Wasserspiegel trug. Neben kleinern Scharmützeln und Kriegsfahrten wurden auf dem Zürichsee früher regelrechte Seeschlachten geschlagen, die in die Geschicke der beteiligten Parteien empfindlich eingriffen und die Kriegslagen jeweils stark beeinflussten.

Die Geschichte berichtet uns von vielen kriegerischen Ereignissen auf dem See, so dass es sich lohnt, sich mit einer Zusammenstellung der zerstreuten, bezüglichen Notizen und einer Schilderung der Kriegsaktionen zu befassen. Es muss als leicht begreiflich erscheinen, dass bei nahezu sämtlichen Kriegen und Fehden, die an den  Ufern sich abspielten, auch die Wasserfläche des Sees in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Zum ersten Mal hören wir von seiner Benutzung als Kriegsstrasse in der nach der Brun'schen  Staatsumwälzung in Zürich (1336) ausgebrochenen Fehde zwischen Zürich und Rapperswil. Die vertriebenen Räte hatten beim Grafen Hans in Rapperswil, der seit 1334 mit Zürich sich verburgrechtet hatte, Aufnahme und Schutz gefunden, beunruhigten auf mannigfache Weise die Zürcher und liessen den Burgermeister das Schwankende seiner Herrschaft fortwährend fühlen. Die Zürcher beschlossen nun, sowohl die begangenen Gewalttaten, als auch die Verkennung des Bürgerrechts an Graf Hans zu rächen und zogen im Sommer 1337 zu See und zu Land vor das Städtchen Rapperswil; allein vergeblich bewarfen die Werkmeister dasselbe von der Seeseite her mit ihren Wurfmaschinen, umsonst suchte man es von der Landseite zu stürmen; die Belagerten widerstanden mutig und erfolgreich, und die Zürcher mussten unverrichteter Dinge abziehen. Auch zwei weitere Versuche erzielten ein negatives Resultat.

Da verbanden sich die Zürcher mit dem Grafen von Toggenburg, der wegen der Burg Grynau am Ausfluss der Linth in den Zürichsee mit dem Grafen von Rapperswil im Streite lag. Es wurde ein gemeinschaftlicher Plan zur Eroberung dieser Burg verabredet, und im September 1337 zogen die beiden Scharen gegen Grynau. Die Zürcher fuhren mit ihrem Volk und ihren Belagerungsmaschinen auf vielen Schiffen und unter kriegerischem Lärm den See hinauf. (Die Holzbrücke, die Rapperswil mit Hurden einst verband, existierte damals noch nicht; sie wurde 1358 von Herzog Rudolf errichtet.) Während die beiden Heerhaufen sorglos sich dem fröhlichen Zechen hingaben, wurden sie von den Rapperswilern plötzlich überrascht und überfallen. In panischem Schrecken flohen die Zürcher mit bedeutendem Verlust ihren Schiffen zu, während Graf Diethelm von Toggenburg in die Hände des Feindes geriet.

Als die erste Bestürzung der Zürcher geschwunden war, schämten sie sich ihrer Feigherzigkeit; sie lenkten ihre Schiffe wiederum Grynau zu, wo sich ein erbitterter Kampf entwickelte. Die Zürcher errangen den Sieg, wobei auch der tapfere Graf Hans unter ihren Waffen fiel. In ihrem Schmerz und ihrer Wut rächten sich die Rapperswiler dadurch, dass sie den gefangenen Grafen von Toggenburg "in stuk zerhauen haben". Die siegreichen Zürcher aber fuhren nach dreitägiger Belagerung des Schlosses Grynau mit fünf eroberten Pannern und Fähnlein den See hinunter und genossen nun längere Zeit Ruhe.

Als dann die verbannten Räte in Verbindung mit dem Grafen Hans, dem Sohne des erschlagenen Grafen, die Mordnacht in Zürich (23. Febr. 1350) vorbereiteten und zur Ausführung brachten, da wurde auch der See benützt, um dem Unternehmen möglichstes Gelingen zu sichern. Am Abend der beabsichtigten Tat brachten Schiffe bei einbrechender Dunkelheit viele Bewaffnete von Rapperswil und der March nach Zürich, die am blutigen Spiel teilnehmen sollten. Nur eine kleine Zahl der Verschworenen erreichte die Schiffe wieder, mit denen sie sich aus der gefährlichen Lage befreien wollten. In der nämlichen Nacht fuhren die Rapperswiler nebst Männern aus der March auf Schiffen den See hinunter, um den, wie sie hofften, siegreichen Verschworenen beizustehen: "Sie wolltent auch in unser stat sin und uns unwidersait übel getan han" berichtet die Chronik der Stadt Zürich. Allein schon auf dem halben Weg erfuhren sie den Ausgang der Mordnacht und kehrten deshalb wieder zurück.

Brun zog dann vor die Stadt Rapperswil, deren Besitzer im Wellenberg in Zürich gefangen sass, und forderte ihre Uebergabe, die schon nach drei Tagen erfolgte (3. März 1350) und die Besetzung der Stadt durch die Zürcher zur Folge hatte. Als des Grafen Bruder zu einem Vergleiche sich nicht herbei lassen wollte und Oesterreich sich einzumischen drohte, fuhren die Zürcher am 1. September in die March hinauf, zerstörten das Stammschloss des Grafen , die Burg Alt-Rapperswil ob Altendorf, brachen um Weihnachten 1350 auch die Burg Neu-Rapperswil und einen Teil der Ringmauer und fügten der Stadt beträchtlichen Schaden zu. Eine eigentliche Zerstörung der letzteren scheint nach alten Quellen nicht vorgenommen worden zu sein. Mit Beute reich beladen, kehrte ein Teil der Krieger auf den Schiffen nach Zürich zurück.

Während den nun folgenden, von Oesterreich und dem deutschen König ausgeführten Belagerungen der Stadt Zürich wurde von Rapperswil aus, trotz der versprochenen Neutralität seitens des befreiten Grafen Hans, auf dem See ein Kriegszug ausgeführt, indem Mitte August 1354 die Feinde der Zürcher nach Meilen fuhren, dort  die Letzi brachen, diesen beträchtliche Verluste beibrachten und die Gegend der Verwüstung preisgaben.

Aus dieser Zeit berichten die Chroniken noch von anderen kriegerischen Ereignissen auf dem See. Auf der Burg Rossbach zu Herrliberg, an der Stelle der heutigen Kirche, soll um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts ein Herr von Ebersberg gesessen haben, der mit den Zürchern in Fehde lag und den Schiffahrtsverkehr auf dem See beunruhigte. Durch eine Kriegslist hätten die Zürcher anno 1353 den Ritter auf den See gelockt, ihn und seine Mannschaft getötet und dann seine Feste gebrochen.

Das Verhältnis Zürichs zu Rapperswil gestaltete sich auch in den nächsten Jahrzehnten nicht freundlicher; Zürich sah das Emporkommen des Städtchens nicht gern. Da Rapperswil 1354 in den Besitz Oesterreichs gelangt war, fürchteten die Zürcher von diesem festen Stützpunkt der Herrschaft aus Beunruhigung im Frieden und Gefahr im Kriegsfalle. Es trachtete nun Zürich, nicht durch einen offenen Krieg, sondern durch einen Ueberfall die Stadt zu erobern und es ward hiezu der Vorabend des Thomastages 1385 bestimmt, da wegen dem Jahrmarkt viel Volk dieselbe besuchte. Die noch lebenden vertriebenen Räte erklärten sich bereit, beim Handstreiche mitzuwirken. Mannschaften von Zürich zogen auf Schiffen den See hinauf und Warteten hinter der Lützelau und im Gubel auf das Zeichen zum Angriff, indessen eine Anzahl Krieger unter der Volksmenge hatten in die Stadt gelangen können, wo am Seegestade in sicherer Hut Waffen bereit lagen. Die Glarner standen bei Hurden und Pfäffikon zum Angriff bereit. Der Anschlag misslang jedoch, indem infolge eines Missverständnisses die Verschworenen sich verraten glaubten und flohen. Die Zürcher wandten ihre Schiffe heimwärts, die verbannten Räte entwichen und die Glarner zogen gewarnt wieder landaufwärts.

Bedrohlicher für Rapperswil wurde die im Näfelser Krieg 1388 unternommene, zu Wasser und zu Lande betriebene Belagerung. Zwei Tage nach der Schlacht bei Näfels (9.April 1388) rückten die Zürcher, 700 Mann stark, den See hinauf, um vor Weesen zu ziehen, wohin sie von den Glarnern gemahnt waren. Sie kamen gleichen Tages noch bis Richterswil, wo ihnen dann die  Einnahme Weesens durch die Glarner gemeldet wurde. Da nun die Zürcher nicht umsonst ausgezogen sein wollten, entschlossen sie sich zur Belagerung von Rapperswil, dessen Bürger an der Schlacht bei Näfels teilgenommen hatten. Sie forderten deshalb eilig Verstärkung an Truppen und Belagerungszeug und mahnten alle Eidgenossen, die Rapperswiler zu bekriegen.

Dem Entschlusse zur Belagerung folgte unverzüglich die Ausführung. Nach und nach trafen auch die Haufen der übrigen Eidgenossen ein, so dass das gesamte Heer bei 6000 Mann zählte. Die Zürcher hatten vor die Stadt ihr Belagerungszeug geführt, Büchsen, Wurfmaschinen (Bliden), Sturmböcke (Katzen), Leitern, Schirmdächer und anderes, was dazu diente, die Städte zu nötigen. Daraus beschossen und bewarfen die Eidgenossen die Stadt ohne Unterlass. Sie rüsteten auch bedeckte Schiffe aus, die mit Schwefel, Harz und Pech wohl versehen waren und liessen sie als Brander durch die Palisaden unter die über die Ringmauer vorspringenden kleinen hölzernen Türme fahren, um diese in Brand zu legen. Allein die Verteidiger warfen grosse Steine in die Schiffe und löschten das Feuer; oft gelang es ihnen auch, die feindlichen  Schiffen wegzunehmen. Die Stadt war überhaupt vortrefflich verteidigt; es lagen in derselben etwa 700 Krieger, unter denen hundert italienische Söldner, ständige Kriegsleute, sich besonders auszeichneten.

Als alle Versuche, sich der Stadt von der See- und Landseite aus zu bemächtigen, scheiterten, entschlossen sich die Eidgenossen nach dreiwöchiger Belagerung zum allgemeinen entscheidenden Sturm. Beinahe wäre es ihnen gelungen, die Stadt zu nehmen; die Wachsamkeit und die mutige Gegenwehr der Rapperswiler verhüteten aber die Gefahr. Unverrichteter Dinge hoben die Eidgenossen am 2. Mai 1388 die Belagerung auf.

Nach den Begriffen damaliger Zeit suchte Rapperswil an Zürich Rache, indem es im nämlichen Jahr auf 30 Schiffen einen Streifzug nach Richterswil unternahm, den Ort verbrannte und beraubte; auch Pfäffikon und Freienbach mussten ein Raub der Flammen werden. Dann gings zu Schiff nach Wädenswil, wo aber der Mut der Bewohner die Zerstörung des Ortes hinderte; die Rapperswiler mussten fliehen, und da einige Schiffe überladen wurden, ertranken viele der Flüchtlinge. Im folgenden Jahre, 1389, gelang es den Zürchern zu einiger Sühne auf dem Obersee, zwölf Fischer von Rapperswil gefangen zu nehmen und sie samt Schiffen und Gerätschaften nach Zürich zu führen.

So war der See dazu berufen, im Belagerungs- und Kleinkrieg Helfer und Mittler zu sein. Eine weit wichtigere Rolle ward ihm aber im folgenden Jahrhundert beschieden, zur Zeit des blutigen Bürgerkrieges zwischen Zürich und den Eidgenossen.

Da die beiden meist beteiligten Stände Zürich und Schwyz, von des Zürichsee's Wassern bespült wurden und die Gebiete derselben sich vom Etzel zum See hinunter begrenzten, lag es nahe, dass der letztere vom Kriege ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurde. Mancher harte Kampf wurde an den Ufern ausgefochten, wobei gewöhnlich auch Schiffe zur Beförderung der Kriegsmannschaft verwendet wurden. Ausserdem gaben langandauernde Belagerungen der Stadt Rapperswil Gelegenheit, sich der Seefläche als Operationsbasis zu bedienen. Der alte Zürichkrieg verlieh dem See aber auch in anderer Weise ein lebhaftes Gepräge; mehrmals fanden nämlich eigentliche Seeschlachten auf demselben statt, welche in den Gang der Ereignisse nicht unwesentlich eingriffen.

Während nun bei den vorgenannten Kriegstaten des vierzehnten Jahrhunderts, bei welchen der Zürichsee einbezogen wurde, von eigentlichen Kriegsschiffen noch nicht die Rede war, indem hauptsächlich Fracht- und Lastschiffe zur Beförderung der Truppen zur Verwendung gelangten, sah der alte Zürichkrieg eine eigentliche Marine mit Kriegsschiffen erstehen, mit welchen die beiden Parteien die Herrschaft auf dem See behaupten wollten. Jahrhunderte lang unterhielt nachher Zürich eine hübsche Flotte, mit der wiederholt kriegerische und friedliche Aktionen ausgeführt wurden; erst das neunzehnte Jahrhundert räumte auch mit diesem romantischen Ueberbleibsel aus dem Mittelalter auf.

Bald nachdem der letzte Toggenburger Graf am 30. April 1436 zu Feldkirch gestorben war, entbrannte bekanntlich der Streit um sein Erbe. Da die Zürcher auf dem Rechtswege von demselben gar nichts erhalten hatten, Schwyz und Glarus dagegen in die Pfandschaft der Lande Uznach, Gaster, Weesen, Windegg, Wallenstadt und der March gelangten, Schritt Zürich im Frühjahr 1437 zum Wege der Gewalt.

Als es von den mit ihm verbündeten Landleuten von Sargans um Schutz gegen die Besatzung des Herzogs von Oesterreich in den Schlössern Nidberg und Freudenberg angesprochen wurde, zog ein stattliches Heer auf dreissig wohlversehenen Schiffen unter der Führung des Bürgermeisters Stüssi am 2. Mai 1437 den See hinauf nach Schmerikon, wo die Grüninger und Kyburger zu demselben stiessen, so dass der Zürcher Macht auf 5000 Mann anstieg. Nur mit Mühe brachten sie die Schiffe die Linth hinauf, weil ihnen die Leute im Gaster keine Pferde zum Recken leihen wollten. Die beiden Festen fielen bald in die Gewalt der Zürcher und wurden zerstört.

Das Verhältnis der streitigen Orte wurde nach und nach immer gespannter, umsonst machten die unparteiischen Orte in Verbindung mit den Reichsstädten Vermittlungsversuche; Zürich lehnte es ab, einem gefällten Spruch sich zu unterziehen. Die Kornsperre Zürichs verschärfte den Hass und als der Waffenstillstand abgelaufen war, zogen die Zürcher, 4000 Mann stark, auf Schiffen den See hinauf nach Pfäffikon, indessen die Schwyzer am Etzel Stellung bezogen (3. Mai 1439). Nach einem für die Zürcher unglücklichen Vorpostengefecht standen sich die Scharen der letzteren und der Schwyzer, zu denen sich auch Glarner, Urner und Unterwaldner gesellt hatten, längere Zeit tatenlos gegenüber, bis durch viele eingetroffene Vermittler ein Waffenstillstand  bis Auffahrt 1440 zustande kam und die beiden Heere wieder heimkehrten.

Nach Ablauf desselben eroberten die Schwyzer das Sarganserland und mit dem Wachstum ihrer Erfolge wollten sie nun von Friedensvermittlungen nichts mehr wissen. Am 2. November 1440 schickten sie den Zürchern den Absagebrief. Alsbald erging am ganzen Zürichsee der Landsturm; mehr als 50 wohlbemannte Schiffe brachen auf mit dem Panner aus der Stadt und landeten die Truppen bei Pfäffikon. Gleichzeitig zogen auch die Schwyzer und Glarner aus, um das Zürcher Gebiet am See zu überziehen und zu verwüsten; und lagerten sich oben am Etzel. Die Parteinnahme der Urner und Unterwaldner für Schwyz und Entzweiung im eigenen Lager veranlasste die Zürcher, schon nach zwei Tagen ohne Schwertstreich das Feld zu räumen und auf ihren Schiffen das Weite zu suchen. Die Eidgenossen besetzten die Höfe und zogen dann am linken Seeufer hinunter, in Horgen, Thalwil und Kilchberg "wüstend und brennend". Während dessen fast die ganze übrige Landschaft Zürichs seinen Feinden in die Hände fiel. Nachdem dieses sich von seinem panischen Schrecken und der tollen Verwirrung etwas erholt hatte, fuhren die Zürcher mit Schiffen gegen Rüschlikon, wo die Luzerner lagen, und schossen nach denselben. Diese aber zündeten bei jedem Schuss ein Haus an, "unts (bis) die von Zürich nit me herus woltent". Der "Kilchberger Friede"  von 19. November 1440 fiel für die Zürcher demütigend aus, indem sie unter anderem im definitiven Frieden vom 15. Februar 1441 das Gebiet der oberen Höfe an Schwyz abtreten mussten. Wenn auch das Verlorene an Umfang klein war, so besass es doch hohen Wert wegen des Verkehrs mit Rapperswil, mit dem "Oberland" und mit Einsiedeln. Nach aussen war nun zwar der Friede hergestellt; umso mehr entfremdeten sich die Gemüter der Parteien. Die erlittenen Verluste liessen in den Herzen der Zürcher einen bitteren Stachel zurück; die Einbusse und die Vernichtung der Lieblingsträume steigerten ihren Hass bis auf den Gedanken, dass man selbst mit grossen Opfern einzig in einem Bündnis mit dem Hause Oesterreich sich gesichert glaubte. Die bezüglichen Unterhandlungen endigten wirklich mit einem Schutz- und Trutzbund mit dem König Friedrich III. von Oesterreich (17. Juni 1442), welches Vorgehen als Vorbote eines neuen Krieges zu betrachten war. Im Herbst des gleichen Jahres besuchte der König mit grossem und prächtigem Gefolge die Stadt Zürich und nahm den Zürchern den Reichseid und den Eid auf den österreichischen Bund ab. (23. Sept. 1442). Am folgenden Tage fuhr Friederich III. mit seinem ganzen Gefolge und vielem Volk auf 36 grossen und vielen kleinen Schiffen hinauf nach Rapperswil, das seit 1415 eine unmittelbare Reichstadt war, gleichwohl aber als Glied im österreichischen Bunde vorgesehen war.

Die Rapperswiler liessen sich überreden, ihre Freiheit zu opfern und Oesterreich zu schwören. Zürich und Rapperswil versöhnten sich vom langen Hader und reichten sich die Hand zum Bunde. Nach einigen Tagen kehrte der König auf dem Seewege nach Zürich zurück, wo er sich noch einige Zeit aufhielt.

In die beiden Städte kam nun österreichisches Kriegsvolk, das die Eidgenossen bei jeder Gelegenheit dem Spotte und der Verachtung preisgab. Rapperswil besonders zeigte sich äusserst Kriegslustig, und suchte mitten im Frieden öfters Anlass zum Kampfe. Schwyz sandte dann am 20. Mai 1443 an Zürich und Oesterreich den Absagebrief, worauf 400 Mann aus der Grafschaft Kyburg und 120 Mann von Winterthur nach Rapperswil zogen. Schon am folgenden Abend brannten schwyzerische Gesellen einen Teil der über den See führenden hölzernen Brücke ab, um die Verbindung der Stadt mit dem linken Ufer abzubrechen. Alsbald rüsteten die Rapperswiler zwei Schiffe aus und fuhren hinüber nach Hurden, "und stiessen das Dörfli und die Hüser an, das es gar verbrant, und fuorent glich wider darvon, das sy sich da nüt sumptent".

Am 22. Mai beschlossen die Hauptleute von Rapperswil über den Se zu fahren, den Feind auszukundschaften und Pfäffikon zu überrumpeln. In 10 wohl ausgerüsteten Schiffen stachen die Rapperswiler, 500 Mann stark, in den See; es gesellten sich zu ihnen noch zwei Schiffe von Stäfa und ein Schiff von der Schiffleutenzunft in Zürich mit 180 gut bewaffneten Männern. Auf der Fahrt jedoch verliess man den Angriffsplan und es herrschte weder Ordnung noch Einigkeit. Bei Freienbach landeten sie, wo sich alsbald ein hitziges Gefecht mit einer Schar Schwyzer entspann. Als die Hauptmacht der letzteren anrückte, entstand das Gerücht, dass die Schwyzer den Zürchern die Schiffe ablaufen wollten. Darob riss bei diesen Flucht ein und mit empfindlichen Verlusten, namentlich auf Seiten der Rapperswiler, wandten sich die mit "Pfauenkränzli" versehenen Krieger den Schiffen zu. Unter den 42 Toten befand sich auch ein Anführer, der Ritter Albrecht von Landenberg. Schon der erste Zusammenstoss des neuen Krieges war also für die Zürcher unglücklich verlaufen. Deren Hauptmacht stand damals auf dem Albis, eine kleinere Abteilung befand sich auf der Höhe von Hirzel, wo am 24. Mai nach verzweifelter Gegenwehr die Zürcher von den Eidgenossen geschlagen wurden. Nachdem die letztern die ganze Landschaft Zürichs eingenommen, kehrten sie heim, um im Juli 1443 neuerdings auszurücken. Diesmal galt es die Stadt Zürich zu überrumpeln, vor deren Toren am 22. Juli die Schlacht St. Jakob an der Sihl geschlagen wurde.

Wenige Tage später zogen die siegreichen Eidgenossen, welche die Landschaft überall verwüsteten, hinauf nach Rapperswil, um die Stadt für den Bund mit Oesterreich und für ihren Mutwillen büssen zu lassen. Zürich hatte wohl eine Belagerung ihrer Verbündeten vorausgesehen und ihr noch rechtzeitig zwei Schiffe mit Korn, Büchsen, Pfeilen und Pulver beladen. Die Stadt war trefflich bewehrt, der Zugang vom Lande durch Gräben erschwert; die Seeseite schützten gute Palisaden von scharfen Eichenpfählen, heimlich eingelegte Lähmeisen, und den Hafen sicherte ausserdem ein Turm. Die Eidgenossen unterhielten ein beständiges Geschützfeuer, das der Stadt wenig zusetzte, so dass die Rapperswiler spotteten, eine Bresche koste den Feind 1000 Gulden.

Vor dem allgemeinen Sturm blieb aber die Stadt verschont, da durch Vermittlung des Bischofs von Konstanz im Lager vor Rapperswil ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde (9.August 1443), der indessen keine Partei befriedigte und eigentlich auch von keiner Seite gehalten wurde, weshalb er den Namen "böser Frieden" erhielt. Der Bischof suchte den Streit endgültig beizulegen, und am 22. März 1444 kamen zu Baden Abgeordnete zusammen; die Vermittlung war aber namentlich durch Zürichs trotzige Haltung vereitelt und die Feindseligkeiten hoben wieder an.

Kaum war der Waffenstillstand abgelaufen, wurde Rapperswil am 30. April 1444 neuerdings belagert; 31 Wochen lang währte die gänzliche Einschliessung durch die erbitterten Eidgenossen. Eine andere Abteilung der letzteren belagerte Greifensee, dessen Besatzung am 31. Mai ein so grausames Schicksal zu Teil wurde. Am 23. Juni begann sodann die Belagerung der Stadt Zürich durch 20'000 Eidgenossen, welche dieselbe erst bei der Kunde von dem Ausgang der Schlacht bei St. Jakob an der Birs (26.August 1444) aufhoben. Für Rapperswil aber brachte die Niederlage der Eidgenossen keine Erlösung von der hartnäckig durchgeführten Belagerung. Angesichts des Sees musste es Wassermangel leiden; den alle Wasserleitungen, der See und die Bäche waren zerstört, bewacht und abgerichtet. Diese beherrschten nämlich den oberen Teil des Sees durch  einen grossen Floss "Schneck" genannt, der 70 Krieger fasste, durch seine Stein- und Tarasbüchsen gefürchtet war und der Stadt viel Schaden zufügte. Sie fuhren auch gegen Zürich hinunter "nament schiff, viengend lüt, erstachent lüt und hatten den sew in."

Die Schwyzer und Eidgenossen machten von ihrer Herrschaft über den See energisch Gebrauch; sie schädigten die Zürcher und Rapperswiler, so viel in ihrer Macht lag. Als nun der Herbst herannahte, beschlossen die Schwyzer, in die zürcherischen Rebberge zur Weinlese zu fahren. Als einst die Seebauern mit Wimmen sich beschäftigten, erschienen plötzlich die Schwyzer mit ihrem "Schneck", nahmen ihnen die Trauben, Fässer, Tansen uns übriges Geschirr weg und brachten alles nach Pfäffikon. Als sie aber am 13. Oktober 1444 dieses Spiel wiederholend den See hinabfuhren, zu Erlenbach landeten und unter dem Schutze ausgestellter Wachen zur Erleichterung der Arbeit im Weinberg Harnisch und Gewehre in den Schiffen zurücklassend, die Weinlese begannen, wurden sie unversehens von den Zürchern angegriffen und zur Einschiffung gezwungen. Sie liessen sich inzwischen hiedurch nicht abhalten, seeabwärts nach Küsnacht zu fahren, um daselbst ihren Gegnern zuvor zu kommen und wo möglich sie vom Rückzug abzuschneiden. Als jedoch die ihre Absicht durchblickenden Zürcher zu Lande ihnen voraneilten, fuhren die Eidgenossen wiederum seeaufwärts gegen Erlenbach uns Stiegen daselbst an Land um die Leichen der gefallenen Ihrigen in Sicherheit zu bringen. Unterdessen rückten die Zürcher unter Hans von Rechberg neuerdings zu Fuss und zu Pferd ein und jagten die Eidgenossen abermals auf die Schiffe zurück. Zum ersten Male hatten die Zürcher ihren Feinden "die Flucht angewunnen", die nach der Darstellung des Chronisten Fründ nur dem Dasein der Schiffe zuzuschreiben war, ohne welche die Eidgenossen beieinander geblieben wären.

Die Vorherrschaft von Schwyz mit seinem "Schneck" und vielen Schiffen, wodurch die Zürcher stets beunruhigt wurden, legte den letztern die Bildung einer eigentlichen Marine mit Kriegsschiffen nahe, um auf dem See die Oberhand zu gewinnen. Aber auch die Verproviantierung der bis zur bitteren Hungersnot gebrachten Stadt Rapperswil musste die Zürcher zu dem Entschlusse drängen, eine Kriegsflotte zu schaffen.

Sie liessen deshalb zu Bregenz zwei grosse Kriegsschiffe erbauen, die je 200 Mann fassten. Bis nach Diessenhofen wurden sie auf dem See und Rhein, von da an auf der Achse über Winterthur nach Zürich transportiert und hier dem See übergeben. Die erste unternommene Aktion galt der Speisung Rapperswils (27. November  1444). Die Schiffe wurden vollständig bemannt, mit je 200 Büchsen beladen und mit Speisen reichlich versorgt. Dann ward die kleine Flotte den See hinauf gerudert. Sobald die Schwyzer von Pfäffikon aus dieselbe beobachteten, rüsteten sie zwanzig Schiffe aus, um dies zu hindern. Allein ein heftiges Feuer empfing sie; "die von Zürich schüssent heraus mit den Büxsen, das inen nüt anzegewünnen war, und mocht man inen das nit erweren". Rapperswil war gerettet; nachdem seit Monaten die in demselben befindlichen dreitausend Personen die Qualen des Hungers hatten erdulden müssen, konnten sie sich wieder sättigen.

Gleichzeitig mit der erzwungenen Seeverbindung mit Rapperswil war die Stadt auch von der Landseite her entsetzt worden. Herzog Albrecht, des Königs Bruder, beabsichtigte, dem bedrängten Orte Hilfe zu bringen, "samer sel und lib, ich will Rapperswil spisen, das gang hoch oder nach," rief er in Winterthur aus und zog mit seinem starken Heere gegen Rapperswil, wo nur noch die Schwyzer die Belagerung betrieben, dieselbe aber beim Herannahen des Herzogs aufhoben.

Mit den beiden neuen Kriegsschiffen übte nun Zürich auf dem See die entschiedene Herrschaft aus; der Hass der Schwyzer war damit freilich nicht gelähmt. In der Nacht des 7. Januar 1445 fuhren sie, 600 Mann stark, auf ihren Schiffen den See hinunter, landeten am rechten Ufer, "brantend und wuostent hüsere und trotten enet dem sew zu grund, erstachent dry und viengent zwe der vlyenden"

Der Kleinkrieg der Jahre 1445 und 1446 zog besonders häufig den Zürichsee in Mitleidenschaft; es waren fortwährende Geplänkel und Scharmützel, welche die Zürcher und die Schwyzer fast immer in Bereitschaft hielten. Die letzteren suchten den Zürchern ihre Stellung auf dem See abzugewinnen. Mit den übrigen Eidgenossen pflegten sie Rat und wurden einig, ebenfalls zwei grosse Schiffe zu bauen, wozu die von Luzern, Uri, Unterwalden, Zug und Glarus die Werkleute gaben.

Das eine derselben, der "Kiel" war 17, das andere die "Gans" 20 Klafter (1 Klafter = 6 Fuss = 1.80 m) lang und von fester Konstruktion. Die grossen Tannstücke dazu lieferten die Waldungen ob Wädenswil. In den Schiffen waren Büchsen angebracht, welche nebst guter Mannschaft dieselben gefürchtet machen sollten. Sie erbauten ferner unter Anleitung eines Sachkenners von Grüningen einen 120 Fuss langen Floss, den "Bären", welcher 600 Mann fasste. In demselben war die den Zürchern zu Wallenstadt abgenommene grosse Büchse, welche aber nur hölzerne Kugeln schoss, unten eingezimmert; auch mit Steinen, Geschoss und Rüstzeug aller Art war er wohlversorgt. Der schon erwähnte Chronist Fründ spricht sich über die Kriegsflotte der Schwyzer sehr erfreut aus und meint, "ich han sicherlich von mengem frömden gewandleten man gehöft, sy hättin derglich abentüriger schiff und flös nie gesehen"

Der "Bär ging bedächtlich vor, blieb im Kampfe gefürchtet und wagte sich nicht selten ganz nahe an die Stadtmauern Rapperswils, um dieses zu beschiessen. Die Zürcher hatten neben den beiden Bregenzer Schiffen noch zwei grosse Flösse, 500 und 800 Mann fassend, gebaut, welche je an beiden Enden mit grossen Büchsen verstärkt waren; sie waren auch mit Schirmen und Brustwehren wohl versehen, ebenso mit kleineren Streitbüchsen und viel Zugrudern: "wenn man an denen zog, flussend die flös gar bald." Gleichwohl behauptete der "Bär" die Herrschaft zur See. Immerhin flössten ihm die auf der Burg zu Rapperswil aufgepflanzten Kanonen Achtung ein, und als am 2. August 1445 derselbe sich wiederum der Stadt näherte, schossen die Rapperswiler mit der grossen Tarrasbüchse und eine Kugel tötete den Schwyzer Anführer und Landamman Abyberg an der Seite seines Freundes Fründ.

Aber nicht bloss Kugeln, sondern auch List sollte den "Bär" schrecken. Ein Werkmeister von Rapperswil erstellte einen eisernen Ring, der drei scharfe, nach oben gerichtete Hacken hatte, und liess ihn mit Hilfe eines Tauchers an einem Pfahle von Eichenholz im See unter Wasser so zurechtlegen, dass die dem Feinde verborgenen Hacken wie Angeln in dem Augenblicke in den Floss eingreifen mussten, da dieser darüber fahren wollte. Der Ring mit den Hacken war mit einer langen eisernen Kette und diese mit einem Seile verbunden, welches über die Ringmauer in die Stadt reichte. Die Schwyzer kamen heran, die Hacken fassten den Floss an einem seiner unteren Querbalken; die Rapperswiler zogen am Seile den Floss so nahe, dass dessen ganze Mannschaft in Gefahr geriet, um derselben ein heisses Bad zu rüsten. Die Rapperswiler jubelten schon; da reisst der Strang und die erschrockenen Schwyzer sind befreit. Diese waren von nun an vorsichtiger und näherten sich der Stadt nie mehr mit der früheren Kühnheit.. Den Hacken aber bewahrte die Stadt bis heute sorgsam auf. Wenige Tage vor diesem Unternehmen hatten die Schwyzer (22. Juli 1445) einen Raub- und Plünderungszug nach Zollikon ausgeführt, indem sie mit ihren Schiffen ans jenseitige Ufer fuhren, durch die Vogtei Grüningen hinter dem Pfannenstiel zogen und sich dann auf das Dorf Zollikon warfen, dasselbe vollständig einäscherten und auf dem Landwege nach Uerikon marschierten, wo sie mit ihrem Raub von 43 Stück Vieh wieder ihre Schiffe bestiegen.

Ehe wir der weiteren, bedeutungsvollen Ereignisse auf dem See gedenken, haben wir noch eine eigenartige Zusammenkunft auf demselben zu erwähnen.

Wie es währen des Krieges bisher wiederholt von Seiten edeldenkender, einflussreicher Männer ersucht worden war, einen Waffenstillstand oder definitiven Frieden zwischen den beiden Parteien berbeizuführen, so hoffte auch der im Frühling 1445 neu gewählte Ordensmeister des im Kriege neutralen Johaniterordens im Schloss Wädenswil, der Comthur Johannes Lösel, eine Verständigung herbeiführen zu können. Seinem Gesuche entsprechend, schickten im Juni 1445 die Zürcher und die Eidgenossen ihre Boten nach Wädenswil, von wo aus dieselbigen samt ihren Vermittlern mitten auf den See hinaus fuhren, um hier über einen frieden zu beraten. Die Verhandlungen zerschlugen sich aber; denn noch hatte das Unglück die Leidenschaften noch nicht genug abgekühlt; noch schmeichelte sich jeder Teil mit entscheidenden Vorteilen. Der österreichische Gesandte forderte für seine Herrschaft den Aargau zurück und die Zürcher begehrten, was die Eidgenossen "inen angewunnen hettint." Unverrichteter Dinge kehrten die Gesandten heim.

Besonders lebhaft ging es im Herbst 1445 auf dem See zu. Wiederum war es das Schicksal Rapperswils, das hüben und drüben Anlass zu Scharmützeln gab. Beständig musste die Stadt auf der Hut sein, von den Eidgenossen eingeschlossen zu werden. Dann und wann begehrten deshalb die Rapperswiler von Zürich, dass dieses ihnen Vorräte zuführe. Von zeit zu Zeit sandten dann auch Oesterreich und Zürich Lebensmittel und Waffen hinauf, um ihren Bundesgenossen zu versorgen. So auch am 18. September 1445. Auf dem Landwege trieben die Zürcher unter der Leitung ihres kühnen Hauptmanns Hans von Rechberg, der die eigentliche Seele aller kriegerischen Unternehmungen der Zürcher war, unter dem Schutze starken Abteilung Krieger eine Menge Vieh, Schafe, beladene Wagen und Karren hinauf, indessen die beiden Jagtschiffe und die Flösse wohl ausgerüstet zur See Deckung gewährten. Ohne von den Eidgenossen belästigt zu werden, erreichten die beiden Abteilungen die Stadt Rapperswil.

Die letztere bedurfte nun noch Munition und Kriegsvorräte, die einige Tage später ebenfalls abgeschickt wurden. Es scheint, als ob man von Seite der Eidgenossen eine baldige neue Belagerung befürchtete; wenigstens wurden neuerdings auch beträchtliche Proviantvorräte beigegeben. Diesmal rüsteten die Zürcher die beiden Kriegsschiffe aus und fuhren unter dem Schutze eines dichten Nebels am 24. September Rapperswil zu. Als sie in der Nähe von Schirmensee angelangt waren, entdeckten die hinter der Ufenau befindlichen Schwyzer die Proviantschiffe, stachen in See, um den Zürchern dieselben abzujagen. Letztere verdoppelten ihre Anstrengungen, so rasch als möglich den Bestimmungsort zu erreichen, da sie einem Gefechte ausweichen wollten. Dabei traf sie das Missgeschick, dass ein Steuerruder brach und ein Steuermann nebst einem geharnischten Krieger, der diesen retten wollte, in den See fielen und ertranken. Mit knapper not entrannen die Zürcher den ihnen nachjagenden Schwyzern und langten sicher in Rapperswil an. Umsonst lauerten diese auf der Rückfahrt der beiden Schiffe. Die Besatzung wagte dieselbe einstweilen nicht und blieb Wochen lang im schützenden Hafen.

Inzwischen bemühte sich der Comthur zu Wädenswil neuerdings, die feindlichen Brüder zu versöhnen. Am 12. Oktober 1445 kamen im neutralen Wädenswil Abgesandte Zürichs und der Eidgenossen zusammen; allein man konnte sich nicht einigen. Es wurde beschlossen, jede Partei solle neue Instruktionen einholen und am 19. Oktober wiederum in Wädenswil sich einfinden. Zugleich wurde verabredet, weder die Eidgenossen noch die Zürcher dürften in der Zwischenzeit die Weinernte einheimsen. Am festgesetzten Tage erschienen anfänglich nur die Boten der Eidgenossen, die Zürcher entschuldigten sich mit der Anwesenheit von Vertretern der Churfürsten von Mainz und Trier. Es war ihnen aber offenbar hauptsächlich um die Sicherstellung des Weines zu tun. Während der Tagung und schon vorher hatten sie zwei Schiffe und zwei neue Flösse kriegerisch mit Büchsen ausgerüstet und waren mit denselben auf den See hinausgefahren, während man an den Ufern mit Einheimsen der Ernte lebhaft beschäftigt war; "sie liessent die vordrungen, beredung und wort sin als es was, und schubent die hinter die ohren" sagt Fründ. Am Abend trafen dann die Boten der Churfürsten in Wädenswil ein und konnten die Eidgenossen dazu veranlassen, eine neue Konferenz nach Konstanz auf den 21. November 1445 zu beschicken, die dann freilich wieder einen negativen Erfolg zeitigte.

Inzwischen trachtete Hans von Rechberg ernstlich darnach,  die Macht der Schwyzer zur See durch einen Hauptschlag zu vernichten. Die Zürcher liessen daher zwei neue Flösse, von denen der eine weit grösser war als der "Bär" der Schwyzer, und zwei neue Kriegsschiffe erbauen, die mehr Mannschaft fassten als die von Bregenz bezogenen. Schiffe und Flösse wurden mit Büchsen und Handgeschütz wohl versehen. Am 29. Oktober 1445 zogen die Zürcher nun mit ihrer ganzen Seemacht, bestehend aus 12 Kriegs- und Proviantschiffen den See hinauf, um Rapperswil zu speisen und die schwyzerische Flotte unschädlich zu machen. Kaum hatten die Schwyzer die Zürcher bemerkt, so stachen sie in See und auf der Höhe von Männedorf kam es zur regelrechten Seeschlacht. Ein hartnäckiger Kampf entspann sich, wobei die beidseitigen Schiffe schnell unter einander fuhren. Nun erschienen auch die Rapperswiler mit den zwei seit dem 24. September im Hafen gelegenen Bregenzer Schiffen und griffen in die Schlacht ein. Dieselbe währte bis zum Abend, als die "Gans" der Schwyzer zerschossen ward und weichen musste. Diese zogen aber auch ihren gefürchteten Floss den "Bär" zurück, da ihm das Pulver und die Steine zum weiteren Ringen fehlten. Das zweite Schiff der Schwyzer der "Kiel" konnte sich noch einige Zeit mitten unter den Feinden halten bis zum späten Abend, da die Zürcher nach Rapperswil fuhren. Die Schwyzer kehrten nach Pfäffikon zurück. Die Zürcher verblieben zwei Tage in Rapperswil und kehrten am 31. Oktober mit ihrer ganzen Flotte unbehelligt nach Zürich zurück.

Das für die Zürcher glückliche Seetreffen vom 29. Oktober 1445 brachte nun den See in Ihre Gewalt; die bisherige Vorherrschaft von Schwyz ward beseitigt. Noch war dessen Flotte nicht vernichtet, und es konnten deshalb für späterhin den Zürchern von Pfäffikon aus, wo ein Teil des Sees durch Einpfählungen zu einem sicheren Port hergerichtet worden, neuerdings Unannehmlichkeiten bevorstehen. Nochmals boten die Zürcher ihre gesamte Kriegsmarine auf, um zu einem entscheidenden Schlage auszuholen. Sie beabsichtigten Pfäffikon anzugreifen, und ordneten dazu noch einen Doppelangriff von Seite Rapperswils und eines Landheeres von Zürich aus an, "umb da lüt und guot umzuokeren und ze wüsten." Den Angriff zu Lande von Zürich her kommandierte Hans von Rechberg, dessen aus Reiterei und Fussvolk bestehender Streithaufen noch durch Truppen verstärkt wurde, welche in Schiffen herbeigeführt worden waren, bei Wädenswil landeten und sich mit dem übrigen Haufen vereinigten. Der zweite Angriff von Rapperswil aus wurde auf dem Felde von Hurden geordnet und zum Angriff vom See her die beiden Flösse nebst allen wehrbaren Schiffen entsendet. Dabei herrschte, es war am 16. Dezember 1445, ein so starker Winterfrost, dass bei Schnee und heller Mondnacht alles hart gefroren und deshalb die Flottille genötigt war, zu Meilen zu landen, um sich zu wärmen, was sie indessen nicht hinderte, noch vor  Tagesanbruch sich Pfäffikon zu nähern. Die schwyzerischen Wachen bemerkten die anziehenden Schiffe und setzten die Besatzung von Pfäffikon in Kenntnis. Den Angriff vom Lande her entdeckten sie jedoch erst, als auf der Linie von Wollerau nach Schindellegi Häuser und Scheunen in Flammen aufgingen. Die Schwyzer läuteten Sturm, und die meisten der Aufgebotenen wendeten sich Wollerau zu, wo die Zürcher in Verwirrung gerieten und sich von Uebermacht überfallen wähnten.

Die Zürcher hielten sich noch bis Freienbach und benützten die gelandeten Schiffe, um sich, ihre Verwundeten und Toten in Sicherheit zu bringen. Letztere, etwa 80 an der Zahl, wurden zu Meilen beerdigt. Das war die erste ausgesprochene, wenn auch unverschuldete Schlappe Rechbergs, die ohne seine Kaltblütigkeit sich in eine furchtbare Niederlage der Zürcher verwandelt hätte. Die rauchenden Trümmer von Freienbach bezeichneten seine Wut über das Scheitern des klug angelegten Unternehmens.

Inzwischen hatte die zürcherische Flotte den in Pfäffikon gebliebenen Schwyzern hart zugesetzt; diese wurden so heftig beschossen, dass sich am Gestade niemand mehr zu halten vermochte. Ungeachtet aller Bemühungen wollte die auf dem grossen Floss stehende Büchse nicht losbrennen. Schnell eilten deshalb die Zürcher mit ihren Schiffen herzu, bemächtigten sich des Flosses samt der ihnen früher abgenommenen Büchse, womit ein wesentlicher Endzweck des Unternehmens gewonnen war. Nun kehrten auch die Rapperswiler wieder heimwärts. Wenn auch die Zürcher bei diesem Treffen bedeutende Verluste erlitten hatten, war doch der schwyzerischen Flotte ein schwerer Schaden zugefügt worden.

Einige Tage später glitt ein Trauerzug ernst und still über den See nach Meilen hinunter. Es waren hundert Zürcher Frauen, denen die Schwyzer Friede und Geleite gewährten, um die noch bei Wollerau befindlichen 102 toten Gatten abzuholen und sie in zwei Schiffen über den See zu führen.

Um die Herrschaft über den See vollständig zu machen, zog am Vorabend des Weihnachtstages 1445 die ganze Seemacht der Zürcher nochmals aus und wandte sich gegen Pfäffikon. Auch die Rapperswiler rückten mit ihren Schiffen dem gleichen Ziele entgegen; es galt heute, die noch vorhandenen Schiffe der Schwyzer zu nehmen oder zu zerstören. Die "Gans" und die "Ent" waren aber angebunden und an Land gezogen, so dass die Zürcher sie nicht losmachen konnten. Sie richteten nun ihre Geschütze nach den Schiffen, in die Häuser und auf die Strassen, so dass sich niemand mehr zu zeigen wagte. Sie warfen Feuerkugeln und schossen Feuerpfeile in die Schiffe, was diese aber nicht in Brand steckte. Da fuhren sie näher heran, liefen in die Schiffe, zertrümmerten und verbrannten dieselben und kehrten mit dem Bewusstsein heimwärts, den Gegner auf dem See vernichtet zu haben.

Dieser Zug war das letzte grössere kriegerische Ereignis des alten Zürichkrieges auf dem See. An kleinern Raubzügen von Seiten Zürichs und Rapperswils fehlte es allerdings nicht, und bis zu dem zu Konstanz am 9. Juni 1446 abgeschlossenen vorläufigen Frieden suchten die beiden Verbündeten ihren Vorteil zur See auszunützen.

Unterdessen bemühten sich die Freunde eines endlichen Friedens unablässig darum, diesen anzubahnen. Der Komthur von Wädenswil insbesondere bestrebte sich eifrig, die streitenden Brüder zu versöhnen. Wie der Chronist Edlibach meldet, gelang es ihm, nach der Schlacht bei Ragaz (5. März 1446) eine gemeinsame Besprechung von Abgeordneten beider Stande zu vereinbaren, die auf dem See, zwischen Au und Wädenswil abgehalten wurde. Die Zürcher fuhren mit vielen Räten, ihrem Hauptmann Hans von Rechberg, bis in die Au, alle in einem einzigen Nachen; hier hielten sie still. Nun kamen auch die eidgenössischen Boten in die Schiffe. Beide Teile waren unbewaffnet. Zugleich erschien der Komthur, der in seinem Schiffe wohlbewährte Männer hatte. Vorsichtshalber liess er vorher noch 200 Kriegsleute aufbieten, die am Ufer standen, um jede Ueberraschung zu vereiteln. Der Komthur stellte sein Schiff zwischen diejenigen der feindlichen Parteien und begrüsste sie. Dann forderte er den Ammann von Schwyz, Ab Yberg, zum Sprechen auf. Dieser hatte anfänglich nur spöttische, böse Worte. Rechberg mahnte, dass es hier nicht der Ort sei zum Spotten, er möge damit warten, "bis wir ein anderen im feld findend." Ob der Rede des Ab Yberg waren die Schwyzer nicht erfreut, und ein anderer Sprecher, Ammann Wagner von Schwyz, sprach in versöhnlicherem Geiste. Nach und nach regte sich wieder eidgenössischer Brudersinn; die beiden Parteien gingen zu einander in die Schiffe. Die von Zürich hatten "Wyn, Simmlen und Hüllwegge" mit sich geführet, welche sie mit den Schwyzern teilten. "Also ward von der Stunde an Friede gemacht", und zur Vereinbarung desselben ein Tag nach Konstanz angesetzt. Am 15. Mai 1446 kamen hier die Abgeordneten der bisherigen Gegner und die Vermittler zusammen; am Sonntag, den 12. Juni 1446, wurde unter Glockengeläute der Friede überall ausgerufen. Doch verzögerte sich der definitive Friedenschluss bis zum 13. Juli 1450.

In der Zwischenzeit vom vorläufigen (1446) bis zum definitiven Friedensschluss (1450) fiel die Gefangennahme des Landammanns Fries von Uri, im Sommer 1447. Dieselbe soll von der Gesellschaft der Böcke ausgeführt worden sein, nach neueren Forschungen ist sie aber den sogenannten "Krähenleuten" zuzuschreiben. Es waren dies Söldner aus dem Aargau und Thurgau, die im Dienste der Eidgenossen gegen Zürich gestanden, deren Soldforderungen von diesen nicht befriedigt worden waren und sich dann auf dem Schlosse Höhenkrähen im Hegau zusammenzogen und von hier aus in den Jahren 1447 die Eidgenossen belästigten. Diese Krähenleute nahmen dann im Sommer 1447 den Urner Fries gefangen, als er von Pfäffikon aus auf einem Weidling nach Zürich fahren wollte, wo er mit anderen eine Verständigung zwischen den Eidgenossen und dieser zuchtlosen Bande hatte anbahnen wollen. Fries wurde erst durch zürcherische Vermittlung befreit.

Kaum zwei Jahrzehnte nach dem Friedensschlusse war der See neuerdings der Schauplatz kriegerischen Lebens. Diesmal zog die zürcherische Kriegsflotte nach Wädenswil, das nebst Richterswil und Uetikon der Herrschaft des Johanniterordens auf dem Schloss unterstand.

Die Komthure hatten seit den Zeiten von Rudolf Brun mit der Stadt Freundschaft gehalten und genossen als Bürger Zürichs dessen Schutz. Im alten Zürichkrieg blieb die Herrschaft neutral und von dessen Schrecken verschont. Zürich verstand es, nach und nach sich eine gewisse Hoheit über die Ordensleute zu gewinnen und als es nach Erwerbung der Stadt Winterthur auf vier Jahre eine allgemeine Steuer forderte, sollten auch die Herrschaftsleute dazu herangezogen werden. Diese widersetzten sich aber dem Begehren und wurden dabei von Schwyz unterstützt. Zürich handelte rasch; es besetzte die Burg Wädenswil und schickte auf seinen Schiffen 1500 Mann nach dem trotzigen Ort, der dem Komthur schon oft sich widersetzlich gezeigt hatte. Aber auch die Schwyzer bewaffneten sich und zogen an die Grenze; beinahe wäre es zu neuem Blutvergiessen gekommen. Einige Stände brachten eine Vermittlung zuwege, und das zum Schiedsrichter angerufene Bern entschied zu Gunsten von Zürich.

Lange Jahre hören wir nun nichts mehr von kriegerischen Aktionen auf dem See; die alten Zeugen aus dem Zürichkrieg verschwanden, die einst so stolze Flotte war zur Untätigkeit berufen und deshalb auch nicht mehr vollständig unterhalten und ersetzt.

Eine neue Aera brach für den See mit den Glaubenskriegen des 17. Und 18. Jahrhunderts an.

Vor dem ersten Ausbruch des Villmergerkrieges wurde die Mitwirkung des Sees im sogenannten Wädenswiler Handel 1646 in Anspruch genommen. Die Wädenswiler hatten die auf der ganzen Landschaft erhobene Steuer von 1 Promille, für die Verstärkung der Festungswerke der Stadt Zürich zu zahlen sich geweigert, weshalb die Regierung die Widerspenstigen mit Gewalt strafen wollte. Am 21. September vormittags wurde in Zürich das zum Angriff von der Seeseite bestimmte Truppenkorps auf dem Zürichhorn eingeschifft. Es war eine Flotte von mehr als 50 Fahrzeugen, in welchen 12 Fahnen Infanterie Platz fanden, nebst vier grossen, neuen Schiffen, jedes mit zwei neuen Schiffskanonen besetzt., und einem Schiff, welches vier grosse Feldschlangen mit sich führte; ausserdem Schiffe mit Kriegs- und Mundvorrat. Diese Flottille erschien vor Wädenswil. Ein Trommelschläger in einem, Weidling ward an Land geschickt mit einem Aufforderungbrief an die Wädenswiler, sie zu fragen, ob sie sich wehren oder ergeben wollten. Diesem Tambour fuhr der Befehlshaber, Oberst Werdmüller, in einem Jagtschiffchen alsbald nach, um an die Wädenswiler die gleiche Frage zu richten, worauf diese ihre Unterwerfung anboten.

Neun Jahre später stand die zürcherische Flotte wiederum in Kriegsaktion. Die Vertreibung der Reformierten aus Arth 1655 führte zum zweiten Religionskrieg, dem ersten Villmergerkrieg. Die Zürcher suchten sich in demselben zuerst die Stadt Rapperswil, die ein festes katholisches Bollwerk war und unter dem Schutze katholischer Schutzorte stand, zu bemächtigen. Eilig wurde die Flotte ausgerüstet, und am 28. Dezember 1655 rückte General Werdmüller, der berühmte Held von Leipzig, mit seinem Heere von etwa 7000 Mann gegen Rapperswil, das er in kurzer Zeit nehmen zu können wähnte. Während das Gros der Armee zu Lande dem Ziel zustrebte, fuhren sechs Kriegsschiffe und zwei Proviantschiffe wohl ausgerüstet den See hinauf. Die Verbindung der belagerten Stadt mit dem jenseitigen Ufer blieb aber bestehen und da der General nur dann mit einem Erfolg rechnen konnte, wenn er dieselbe von Schwyz abschloss, unternahm er am 9. Januar 1656 den Versuch, die Schanzen auf dem Hurdner Felde und sodann die Rapperwiler Brücke zu zerstören. Er fuhr deshalb mit vier Schiffen, die von 600 Mann besetzt waren, von Zürich hinauf, landete zuerst auf der Insel Ufenau, die mit 50 Musketiers besetzt wurde, hernach zu Pfäffikon, wo die Zürcher wegen des dichten Nebels anfänglich nicht bemerkt wurden. Als sie aber weiter vorrückten, wurde aus dem Schlosse Pfäffikon auf sie geschossen, was die Alarmierung aller in der Nähe befindlichen Posten zur Folge Hatte, sodass Werdmüller auf sein Vorhaben verzichten musste. Er schiffte sich wieder ein, liess aber auf der Ufenau weitere 50 Mann als Besatzung zurück; letztere wurde bald darauf wieder zurückgezogen, weil sie bei dem in Aussicht gestellten Zufrieren des Sees leicht hätte abgeschnitten werden können.

Die Bemühungen der Zürcher, Rapperswil zu überwinden, blieben erfolglos. Die Kunde des Sieges der Katholischen über die Reformierten bei Villmergen (24. Januar 1656) ermutigte die Belagerten zur Ausdauer und flösste den Schwyzern Mut ein, das zürcherische Gebiet am oberen Zürichsee bei Richterswil zu überfallen. Werdmüller eilte deshalb (11. Februar 1656) rasch mit 1000 Mann über den See und vertrieb den Feind vom Zürcherboden. Dieser glücklich zurückgewiesene Angriff war das letzte wichtige Ereignis des Rapperswilerkrieges, indem bald hernach der Friede folgte.

Nach diesem Kriege war der Rat ernstlich bestrebt, seine Seeflotte zu verbessern. Er liess noch 1656 einen doppelten Schiffschopf erbauen. Ferner liess er "wegen gegenwärtig kontinuierenden, misslichen Läufen" zwei neue Kriegsschiffe, die "Biber" und "Otter" getauft wurden, aus Eichenholz erstellen; vor den alten Grendel im See wurde ein neuer gesetzt, die Einfahrt besser verwahrt.

Einige Jahrzehnte später, in den Jahren 1692 und 1694, wurden neuerdings zwei Kriegsschiffe erbaut. Sie hatten die Form einer Galeone; jedes besass Doppelmaste, zwei Kammern und zwei Galerien, auf welche man Geschütze pflanzen konnte. Auch trugen sie Gabeln für die Doppelhaken und zwei Reihen Bänke für die Ruderknechte. Das eine der Fahrzeuge hiess "Neptun", das andere "Seepferd": sie waren gleich gross aus Eichenholz erstellt; jedes stand unter einem eigenen Kapitän. Sie wurden mit Kanonen gehörig ausgerüstet, so das "Seepferd" mit 1 Kartuche-Stück, dem "Hecht", dem "Karpf" 2 kleinen Schiffsstücken mit 1 Pfund Pulver im Kaliber, 2 Werdmüller Stückli (Steinmörser); ähnlich bewehrt war der "Neptun". Jedes Schiff wurde von 25 Ruderern bewegt.

Die beiden Fahrzeuge, die eigentlich zu Kriegszwecken geschaffen wurden, fanden aber auch in Friedenszeiten öftere Verwendung. Erfreute sich Zürich der Anwesenheit von Ehrengästen, so wurden gewöhnlich auch Festfahrten auf dem herrlichen See unternommen.

Im Toggenburgenkriege (1712) spielte die Flotte eine bescheidene Rolle. Die von Seite Zürichs mit grossem Eifer und Aufbietung aller verfügbaren Kräfte betriebenen Rüstungen (es rückten über 20'000 Mann ins Feld) schlossen auch Vorkehrungen auf dem See in sich. Es wurde unter dem Namen "See-Armements" eine aus den beiden Kriegsschiffen "Neptun und "Seepferd", die 1706 repariert worden waren, und 8 kleineren Schiffen bestehend Flottille gebildet, die vorerst für den Transport von Truppen nach Toggenburg verwendet wurde. Im weiteren Verlaufe des Krieges, der mit Heftigkeit auch an den verschiedenen Schanzen am Richterswiler Berg, in Hütten und Schönenberg ausgefochten wurde, kreuzte sie öfters den See. Zu eigentlichen kriegerischen Aktionen bot sich für die Flotte jedoch keine Gelegenheit.

Viele Jahrzehnte hatte nun die Flotte in Untätigkeit zu verharren; sie diente lediglich zu Vergnügungszwecken. Im Jahre 1783 aber wurde die gesamte Kriegsmacht zur See noch einmal mobil gemacht, nicht um Kriegsdienste zu leisten, sondern zum Zweck einer friedlichen Parade.

Die militärische Gesellschaft in Zürich veranstaltete ein sogenanntes Finalexerzitium, wozu gewöhnlich die meisten derjenigen Truppen, welche "der Republik stündlich getreue Dienste zu leisten ebenso bereit, als pflichtig sind", herbeigezogen wurden. Weil dasjenige Korps, das sich dem Seedienst widmete, bis anhin nie in den Fall gekommen war, sich auf ähnliche Weise zu üben, beschloss die Gesellschaft im Jahr 1783, auch mit diesen Teil der Miliz, nebst Zuzug der erforderlichen Infanterie und Artillerie eine Probe auf dem See auszuführen. Die Regierung verfügte, die grossen Schiffe sollten vollkommen in Stand gesetzt werden. Der Zweck einer solchen Uebung war zu zeigen: "Wie durch eine genaue Uebereinstimmung der Wirkung des Artillerie- und Infanteriefeuers mit den zweckmässigen und benötigt sorgfältigen Bewegungen der Fahrzeuge eine Aktion auf dem Wasser könne bewerkstelligt werden, und daneben die Schönheit und Stärke der Festungs- und Aussenwerke gegen den See, und wie dieselben regelmässig verteidigt werden müssen, anschaulich zu machen."

Nachdem am 7. September 1783 im Schiffschopf und vor dem Hechtplatz 31 grosse und kleine Fahrzeuge vollständig ausgerüstet worden waren, versammelten sich am 8. September morgens die beorderten Mannschaften, 1250 Mann stark, auf ihren angewiesenen Sammelplätzen. Die Infanterie des Offensiv- und Defensivkorps, die Schiffsleute und die Artillerie. Einen vorzüglichen Eindruck machten die Kollegianten, besonders die Grenadiere, durch ihr energisches Auftreten und ihre imponierende Haltung. "Auch die beiden Schiffskompagnien von 64 Matrosen, zu denen noch 48 gewohnte Schiffsleute gezogen wurden, die meist aus starkbärtigen Männern mit nervosem Gehalt bestunden, machten in ihren blauen Beinkleidern, weissen Gilets, dunkelblauen Habitwesten mit heiterblauem Revers und Aufschlägen, runden, mit Band und Federn geschmückten Korsenhut und langem, an der Seite hängenden Stilet ein recht gutes Aussehen."

Das Offensivkorps setzte sich nun in Bewegung. Die Avantgarde, aus drei Weidlingen mit je 12 Mann bewaffnet, hatte Kundschafterdienste zu leisten. Den Zug der Flottille eröffnete ein Barke mit 44 Grenadieren, der ein Fahrzeug mit zwei Kanonen und einiger Infanterie folgte; dann eine Barke mit 44 Füsilieren, ferner das mit 8 Kanonen und einigen Grenadieren bemannte "Seepferd" auf dem sich die Stabsoffiziere befanden. Zu beiden Seiten dieses Schiffsgebäudes bewegten sich vier hübsch ausgeschmückte kleinere Boote, welche die nötigen Befehle und Rapporte vermittelten. Hierauf folgten zwei Barken mit je 44 Mann Infanterie bemannt, dann das zweite grosse Kriegsschiff, der "Neptun" mit 6 Kanonen und einer halben Infanteriekompagnie besetzt, nun wieder eine Barke mit 44 Infanteristen, weiter ein zweites Kanonenschiff mit zwei Kanonen, und den Schluss bildete eine Barke mit 44 Mann Kollegianten. An beiden Ufern fanden sich Tausende von Zuschauern ein, unzählige kleine und grössere Fahrzeuge schwebten in gemessener Entfernung der Flotte nach.

Jetzt wurden auf dem "Seepferd" Signale gegeben und die Offensiv-Flottille lenkte wieder der Stadt zu. Zu gleicher Zeit wurde die Infanterie des Defensivkorps 468 Mann stark, in 14 Barken eingeschifft; sie folgten sich ebenfalls eine der anderen auf Schiffslänge.

Die beiden Avantgarden begannen nun ein Geplänkel, indem beide Korps einander sich immer mehr näherten. Die Offensivflotte gerierte (lat.: sich ausgeben als) vorzüglich durch geschickte Wendungen und Bewegungen; die Defensivflotte bestrebte sich, dem lebhaften Feuer des Gegner zu entgehen. Es herrschte ein imposantes Donnern und Schmettern. Während nun das lebhafte Seegefecht fortdauerte, wurden in der Stadt die nötigen Verteidigungsanstalten auf den Festungswerken vorgenommen, um einen allfälligen Rückzug der Defensivflotte zu decken; die Aussenwerke besetzte man mit Artillerie.

Mittlerweile hatte sich die Defensivflotte vor der Uebermacht des Gegners fortwährend kämpfend zurückgezogen und konnte sich endlich längs den Palisaden setzen. Die siegende Offensive wagte aber kühn den Versuch der Fliehenden vollends Meister zu werden und mit ihr in die Stadt zu gelangen, als sich plötzlich die Batterien demaskierten und von allen seiten auf die Feinde losbrannten.

Nun "neuerdings entsetzliches Gerassel und Knallen, das die wunderbarsten dumpfen und pfeifenden Töne erzeugte und mit einem fürchterlichen Getös und Gebrüll von allen Seiten widerhallte Der See schien in der Nähe der Stadt einem beständig donnernden und blitzenden Feuerdrachen ähnlich" Die Offensivflotte musste sich schliesslich vor dem beständigen Kanonen- und Flintenfeuer zurückziehen und verschwand bald hinter dem Zürichhorn. Die militärische Seevorstellung war zu Ende.

Zum letzten Male spielte die Kriegsflotte eine bedeutende Rolle in den Stürmen um die Ende des 18. Jahrhunderts, als die Schweiz der Tummelplatz fremder Heere war.

Nach der ersten Schlacht bei Zürich (4.Juni 1799) hatten die Allierten wohl Zürich und dessen nächste Umgebung inne; dagegen war nicht der ganze See in ihrem Bereich, und auf dem Albis oben konnten französische Vorposten in aller ruhe die Bewegungen des Feindes in und um Zürich beobachten. Um nun die Verbindung des zum Teil von den Franzosen besetzten linken Ufers mit dem rechte Seeufer zu verhindern, wurden von Seite der Oesterreicher Seepatrouillen angeordnet. Die Stadtverwaltung wurde aufgefordert, deren Kommando einigen ebenso vertrauten wie entschlossenen Zürcher Offizieren zu übergeben. Diese Patrouillen gingen auf der einen Seite des Sees hinauf und auf der anderen hinunter, meist bis Rapperswil, manchmal auch nach Schmerikon. Es waren leichte Jagtschiffe mit 4 tüchtigen Schiffern einem österreichischen Unteroffizier und 4-8 Mann besetzt, unter dem Kommando eines Zürcher Offiziers. Da dieselben nach Bedürfnis ganz nahe ans Ufer heranfuhren, öfters auch, um Berichte einzuholen oder abzugeben, landen mussten, so hatten sie mit  den auf sie lauernden Franzosen häufig Gefechte zu bestehen. Sie mussten auf alle französischen Posten und Bewegungen am linken Ufer achten, alle ihnen begegnenden Schiffe anhalten und untersuchen, und nach ihrer Rückkehr dem kaiserlichen Platzkommando genauen Rapport erstatten.

Zur gleichen Zeit bildete der englische Oberst Williams auf dem See eine kleine Flotte, um die Franzosen zu beunruhigen. Er liess die alten Kriegschiffe "Neptun" und "Seepferd" wieder in guten Stand herrichten und formierte aus denselben, der neugebauten "Stadt Zürich" und etwa 40 kleineren Schiffen eine Flottille, die unter englischer Flagge ausfuhr und von Matrosen, die vom adriatischen Meere berufen worden waren, bedient wurde. Die grossen Schiffe waren mit je 13 Geschützen, die anderen mit je 1-2 Geschützen armiert. Seine Haupttätigkeit entfaltete Williams im oberen Teil des Sees, wo die Franzosen in Pfäffikon, Hurden und Lachen ihre Hauptquartiere hatten und Schanzen errichteten. Auf der Anhöhe der Lützelau erstellte er eine Batterie für einige Kanonen, womit er die Verschanzungen der Franzosen auf der Landzunge von Hurden mehrere Tage lang, freilich erfolglos beschoss.

Als dann die Russen zur Ablösung der Oesterreicher im August 1799 nach Zürich kamen, verliess deren Anführer, Feldmarschall von Hotze (aus Richterswil), am 27. August 1799 die Stadt, die er zum letzten Male sah. Er fuhr mit der ganzen Flotte, auf welcher das 60. Ungarische Infanterieregiment plaziert war, von Zürich nach Rapperswil. Die Franzosen, die zu Pfäffikon und Reichenburg standen, errichteten nun im Hauptquartier des General Soult, zu Lachen, ebenfalls eine Flottille, bestehend aus mehreren Nachen und drei Kanonenbooten. An der Spitze der Ufenau führten sie eine starke Batterie auf, um von da aus die Flotte des Obersten Williams zu beschiessen, wenn dieselbe von Rapperswil auslaufen sollte. Am 8. September 1799 gelang es letzterem, die Franzosen aus Lachen zu vertreiben; doch nur auf kurze Zeit, indem dieselben durch überlegenes Geschützfeuer die englische Flotte nötigten, nach Rapperswil zurückzukehren. Nachdem am 25. September 1799 die Franzosen die Linth überschritten und die Oesterreicher aus Schänis und Kaltbrunn vertrieben hatten, wobei General von Hotze getötet wurde, wurden von Lachen aus 800 Mann unter dem Schutze von drei Kanonenbooten bei Schmerikon gelandet, um das österreichische Heer bei Uznach anzugreifen. Ein Teil dieser Truppenabteilung erhielt dann den Auftrag, sich in Verbindung mit den auf dem See heranrückenden Kanonenschiffen der Stadt Rapperswil zu bemächtigen. Die Franzosen fanden hier nur noch 7 Schaluppen von der Flotte Williams, die von demselben verlassen und in den Grund gebohrt worden war, nachdem er die Geschütze in den See versenkt oder zu Land fortgeführt hatte. Ausserdem erbeuteten die Franzosen etwa 50 Seeschiffe, welche zu Rapperswil und Stäfa lagen und von den Verbündeten zusammengebracht worden waren, um damit eine bedeutende Landung auf dem linken Seeufer zu unternehmen, zur Unterstützung des allgemeinen Angriffs, der am 26. September 1799 hätte stattfinden sollen. An diesem Tage aber erlitten die Oesterreicher durch die über die Linth setzenden Franzosen die Niederlage bei Schänis.

Die "Stadt Zürich" und einige andere versenkte Schiffe wurden dann von den französischen Pontoniers wieder flott gemacht und nach Zürich geführt.

Das bald anbrechende neunzehnte Jahrhundert hatte für die zürcherische Flotte keine kriegerische Verwendung mehr; die "Stadt Zürich" einzig wurde im Frühjahr 1804 beim Bockenkrieg noch zu verschiedenen Fahrten benützt. Ihre kriegerische Mission war erfüllt, und mit Ausnahme von einigen festlichen Anlässen wurden ihre Dienste nicht mehr in Anspruch genommen.

Nachdem das die Stürme um die Wende der Jahrhunderts einzig überlebende Kriegsschiff "Stadt Zürich" am 18. April 1803 bei Anlass der Wahl des kleinen Rates mit fänkischer Flagge beim Rathaus auf der Limmat paradiert und 1810 noch bei einer militärischen Uebung verwendet worden war, musste kurze Zeit nachher das von seiner Versenkung her schadhaft gebliebene Schiff, das überhaupt sehr schlecht segelte und mühsam zu bewegen war, geschlissen werden. Die übrigen im Schiffsschopfe befindlichen Fahrzeuge wurden entweder ihrem früheren Zweck entfremdet oder altershalber vernichtet. Der Schiffsschopf selber, der seit 1658 die stolze zürcherische Flotte beschirmt und Zeuge ihres Niedergangs war, fiel der Zeit und den Umständen anfangs der Zwanzigerjahre zum Opfer.

Damit verschwanden die letzten Reste der einst so stolzen Flotte, die Jahrhunderte lang den schönen See belebt und den Zürchern in ernsten und frohen Stunden wertvolle Dienste geleistet hatte.

 

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