DSCN2556a.jpg    Johann Jakob Gyger, 1692, Karte des Zürichsees        zur vergrösserten Darstellung

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aus der Kartensammlung der Zentral Bibliothek Zürich, Sysnr 5305763
aus dem im Jahre 1692 erschienen Werk von Hans Erhard Escher (1656-1689)
veröffentlicht durch Peter Ziegler

Geographische oder Grund-richtige Verzeichnus der schönen Situation der Statt Zürich,
ihres Sees und derselbigen Landschafft so um an dem See gelägen mit allen Stätten,
Fläken, Dörfferen, Kirchen, Klösteren, Ambtheüseren, Schlössern, alten Burgstählen, Höfen,
Flüssen, Bächen, Räben, Höltzeren, Wälderen, Gebürgen, wie auch der allernaechst angräntzenden Örtheren.

Bericht über diese Tabell
Weilen wägen Kleinfuegigkeit derselbigen nicht alle Orth deren in der Beschreibung gedacht,
mit ihren Nammen können beÿgeschrieben werden, als habe ich nur die fürnemsten gesetzet, die
übrigen aber sambt ihren Anstossen(?) mit Zahlen bezeichnet, welche der Liebhaber dieser dingen
allhier ordenlich finden wird. Wo ihme derohalben eine Zahle in dem Risse dieser Tabell fürkommen solte,
wird Er sie hier beÿ gleicher Zahl wüssen aufzusuchen, so wird Er finden wie selbige gegend heisse.
Dab bis zu No 74 die Zahlen auf der oberen - die übrigen aber die Zahlen auf der underen Seithen
des Sees bemerken. Vale:

Verjüngter Maasstab nach welichem diesere Tabell verzeichnet worden.
Hatte seine Schweitzer Meilen oder 2 Stund-Wägg, deren 10. einen Grad machen
- - - - - -
Haltet eine gemeine Teütsche Meilen, deren 15 ein Grad macheh
-- -- --
haltet eine Stunde gemeinen Fus-wägs oder 6000 Geometrische Schritte, da 20 Stunden einen Grad machen
1/4  1/2  3/4  1 Stund

Ex Joh.Conr.Gygeri pm. Tabula: delineavit Joh.Jac.Gÿgerus. Nepos. Johannes Meyerus chaleo-graphus
Sculpsit A.1692

Unsere Zusammenfassung aus Peter Zieglers "Karte des Zürich-Sees und Ansicht der Stadt Zürich aus dem Jahre 1692 erschienen Werk von Hans Erhard Escher", Verlag Dorfpresse, 8135 Langnau a.A.:
Die Karte, 1999 in Süddeutschland wieder entdeckt, 31.5x14cm, nach Vorlage der Gygerschen Zürcher Karte 1664/67, wurde 1692 gedruckt von Johann Rudolf Simmler, Sohn des zürcher Buchbinders und Verlegers Johann Wilhelm Simmler (1637-1714).
Die Karten waren Beilage zum Werk "Beschreibung des Zürich Sees" von Hans Erhard Escher.
Gezeichnet und gestochen wurden beide Karten vom Maler, Radierer und Kupferstecher Johannes Meyer (11.6.1655-1.9.1712), der 1685 die verkleinerte Gygersche Landkarte stach, Sohn von Conrad Meyer (1618-1689), ein erfolgreicher Zeichner, Bildnismaler, Radierer, der des Kartographen Hans Conrad Gygers Portrait sowie dessen Schweizer Karte 1657 stach.

Hans Erhard Escher 10.3.1656 - 27.11.1689, aus der Junker Familie Escher zum Luchs( Mitglied der Constaffel, Rat Zürich), wuchs im Einsiedlerhof (Limmatquai 4) auf, weil der Vater (Marx Escher 1628 - 1719) den erblichen Posten des Einsiedler Amtmanns in Zürich bekleidete.
Hans Erhard Escher war Autor der posthum 1692 durch Freunde veröffentlichten "Beschreibung des Zürich Sees" und ein begabter Zeichner, Maler, Drechsler, Mathematiker, Feldmesser und Feuerwerker bis hin zum Artilleriehauptmann der Zürcher Miliz. Unter anderem sind 25 Aquarelle zürcherischer Burgen, Schlösser und Landhäuser des 17 jährigen erhalten - darunter das Landgut des Obersten Hans Rudolf Werdmüller (1614-1677) auf der Halbinsel Au.
Jugendfreund  des Theologen Hans Jakob Gyger 1659-1693 (Sohn des berühmten Kartographen), begleitet den naturkundigen Arzt Johann Jakob Wagner (1641-1695) in die "höchst Alpgebürg" und zeichnet botanisch "Kraut, Wurzeln, Blum und Frucht".
Die "Beschreibung des Zürich Sees" (438 Seiten, 9x16cm) ist entstanden nach dem Vorbild der 1645 verfassten, 1661 veröffentlichen "Beschreibung des berühmten Lucerner- oder 4 Waldstätten-Sees" des Luzerner Unterstadtschreibers Johann Leopold Cysat 1601-1663 (268 Seiten, 15X19 cm) mit einer von Cysat gezeichneten und von Clemens Beutler kupfergestochene Karte des Vierwaldstättersees 51x31cm. Escher hat die Informationen zu seiner Beschreibung durch Lektüre (z.B.Turicensia-Handschriften), Gewährsmänner und nach eigenere Erfahrung aber ohne Quellenangaben übernommen und teils umformuliert. Eine weitere wichtige Quelle war die 1664 kartographierte, 1667 künsterlisch vollendete Landtafel des Kartographen Hans Condrad Gyger (1599 - 1674). Escher soll noch zu Lebzeiten keine Veröffentlichung ("sömliches under frömde Leuth kommen zulassen") angestrebt haben, wohl im Wissen, dass nicht alles überprüft war, was er nur abgeschrieben hatte.

Hans Conrad Gyger (22.6.1599-25.9.1674), zum Maler ausgebildet bei Christoph Nüscheler (1589-1661), erhält nach der 1624 erstellten grossen Landtafel der Ostschweiz, den Auftrag, das neu zu schaffende Zürcher Hochwachtensystem zu vermessen. 1643 vollendet er die Zürcher Hochwachtenkarte. 1644-1660 entstehen in Tusche und Aquarell  Karten der zehn neu gebildeten Militärquartiere .
1667 steht die nach 38-jähriger Arbeit vollendete "Grosse Landtafel des Zürcher Gebietes" (225x230cm), ca 1:32000, 1668-1677 aus Gründen militärischer Geheimhaltung im Rathaus.
Sein Sohn Hans Georg Gyger (1626-1687) verkleinerte diese um einen Drittel, reduzierte die Ortsnamen und veröffentlichte diese 1685 als sechsblättrigen Kupferdruck, um sie einem grösseren Kreis zugänglich zu machen, allerdings mit der Auflage der Zürcher Regierung ohne Wegnetz. Sie diente als Vorlage für die nochmals stark reduzierte, hier abgebildete "Karte des Zürichsees", 1:420'000, 30x14.3cm
Unten Rechts heisst es: "Ex Joh.Conr.Gygeri, p m. Tabula delineavit Joh: Jac: Gygerus Nepos. Johannes Meierus chalco=graphus Sculpsi Ao.1692", was so viel heisst wie: "Der Enkel (nepos) Johann Jakob Gyger zeichnete (delineavit) die Karte nach der Tafel von Johann Conrad Gyger nach dessen Tod (p m.=post mortem). Der Kalligraph Johannes Meyer (1655-1712) stach(sculpsit) sie Anno 1692. Damit steht fest, dass die Karte das Werk von Hans Conrad Gygers Enkel Johann Jakob Gyger, Sohn des Hans Georg Gyger (1626-1687) ist.
Zu den Signaturen: enge, waagrechte Schraffen: Ufer; verschieden dicke Linien: Bäche, Flüsse; Schräge Schraffen: Abhänge; Gitterwerk: Reben; Zusammengedrängte Kreissegmente: Wald; Ummauert: Städtchen; Quadrate, Rechtecke: Dörfer, Weiler; eigene Signaturen: Krichen, Burgruinen, Schlösser; Punktierte Linie: Landesgrenze;
Besondere Ortsnamen: Wylenthal (Wilen, Wollerau), Schelzhammer (Schellhammer), Uff (F)Ley (unterer Leihof), Himmelrych (Himmeri), Belleten (Beichlen), uff der Fur (Fuhr), Grindel (Neutal).





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